Die Mutter an den Säugling
Geliebtes Kindlein, schaue
Mich freundlich an, Dir tönt mein Lieb.
Schön, wie getränkt vom Taue
Im Morgenglanz die Rose blüht,
So blühst auch Du, [?] so mild
Das Börnlein meines Busens quillt.
Von meinem Arm getragen
Besuchest Du die junge Flur.
Mir scheint Dein Blick zu sagen:
Wie schön, wie schön ist die Natur!
Schon streckst Du nach dem Blumenstrauß
Das Händchen, laut Dich freuend, aus.
Bald fliegt, nach mir sich sehnend,
Das erste Wort aus Deinem Mund,
Und himmlisch süß ertönend
Tut es mir Deine Liebe kund;
Bald zeigt sich mir im frohen Spiel
Dein zartes kindliches Gefühl.
Doch immerfort im Kriege
Sind Furcht und Hoffnung, Freud’ und Schmerz;
Ach, schon bei Deiner Wiege
Bestürmen Sorgen oft mein Herz;
Manch Kindlein, gleich der Rose schön,
Muss gleich der Rose bald vergehn.
Gott aber wird mit Güte
Auf meinen Säugling niederschaun.
Dich will ich, zarte Blüte,
Dem guten Vater anvertraun.
Er, der Dich rief zum schönen Sein,
Wird Dich beschirmen und erfreun.
In zarte Windeln hüllet
Die Mutter ihren Liebling ein,
Und herzet ihn und stillet
An ihrem Busen sein Gewein;
Doch zärtlicher beschützt und liebt
Die Kindlein Gott, der sie uns gibt.