Morgenlied

Unendlich, Gott! ist Deine Liebe.
Unendlich groß, wie Deine Kraft!
Dir weih’ ich meiner Seelen Triebe,
Dir, der stets Gutes will und schafft.
Du lässest Deinen Segen fließen,
Gleich einem Strom, auf mich herab;
Mein Herz soll sich in Dank ergießen,
Dank Dir, der so viel Gutes gab!

Du riefst herauf die Morgensonne,
Voll Pracht entsteigt sie dort dem Meer,
Sie strömet nichts als Freud’ und Wonne
Und neues Leben um sich her;
Wie segnend tränkte Deine Milde
Die Erde mit dem Morgentau!
Verjüngt dort lächeln die Gefilde,
Und schöner prangen Wald und Au.

Die Blume, deren Haupt sich senkte,
Vom heißen Sonnenstrahl gedrückt,
Steht, nun der Tau sie labend tränkte,
Verjüngt, mit frischem Reiz geschmückt;
Aus Büschen schallen frohe Lieder,
Froh hüpft das Herdenvolk im Tal,
Selbst Mücken tanzen auf und nieder
Und freuen sich im Sonnenstrahl.

Ja, Schöpfer, Du bist nichts als Liebe,
In Liebe hüllt sich Deine Kraft:
Dir weih’ ich meiner Seele Triebe,
Dir, der stets Gutes will und schafft;
Wie sehnten sich die matten Glieder
Vor wenig Stunden nach der Ruh:
Jetzt eil’ ich den Geschäften wieder
Mit neu belebtem Mute zu.

O! leite ferner mich mit Güte,
Mein Gott, dass ich auch diesen Tag
Mit heitern, fröhlichen Gemüte
Und Dir zum Preis vollbringen mag;
Lass Deinen Fittig mich beschirmen!
Bist Du, Allmächtiger, mein Schild,
O, dann mag alles auf mich stürmen,
Mit Ruhe bleibt mein Herz erfüllt.