Meine Freuden
Dein Anblick, herrliche Natur,
Gewährt mir keine Freude;
Vergeblich prangt für mich die Flur
Mit ihrem Blumenkleide;
Vergeblich strahlt auf mich herab
Die Pracht der Morgensonne:
Doch Gott, der Menschen Vater, gab
Auch mir noch manche Wonne.
Hin in dem Frühligshain will ich,
Im Schatten junger Maien
Und bei der Murmelquelle, mich
Des Lebens oft erfreuen:
Hier such’ ich, fern vom Lärm der Stadt,
Mein Labsal in der Stille;
Hier säuselt mir des junge Blatt,
Hier zirpt um mich die Grille!
Hier wird der Lerche süßer Schall
Früh meinem Ohr erklingen;
Hier wird die holde Nachtigall
Ihr Abendlied mir singen;
Hier wird ein Freund oft liebevoll
An seinem Arm mich leiten;
Und manche süße Rede soll
Von unsern Lippen gleiten.
Und wenn ich hier dann, sanft umweht
Vom Frühlingsodem, gehe,
Denk’ ich an Gottes Majestät
Und fühle seine Nähe.
In jedem Lied, das mir erschallt,
In jedem Duft der Blüte,
Im Lüftchen, das mich sanft umwallt,
Fühl’ ich des Schöpfers Güte.
Mir soll kein Neid, kein finstrer Gram
Die stillen Freuden stören,
Was mir der Vater droben nahm,
Das will ich gern entbehren.
Wie Manchen quält nicht größ’re Not!
Mich drückt lein Kummer nieder,
Mir ward Gesundheit, täglich Brot,
Ich singe frohe Lieder.