Gedichte

Gedichte nach 1800

Chiron

Wo bist du, Nachdenkliches! das immer muß
   Zur Seite gehn, zu Zeiten, wo bist du, Licht?
         Wohl ist das Herz wach, doch mir zürnt, mich
               Hemmt die erstaunende Nacht nun immer

Sonst nämlich folgt ich Kräutern des Walds und lauscht
   Ein weiches Wild am Hügel; und nie umsonst.
         Nie täuschten, auch nicht einmal deine
               Vögel; denn allzubereit fast kamst du,

So Füllen oder Garten dir labend ward,
   Ratschlagend, Herzens wegen; wo bist du, Licht?
         Das Herz ist wieder wach, doch herzlos
               Zieht die gewaltige Nacht mich immer.

Ich wars wohl. Und von Krokus und Thymian
   Und Korn gab mir die Erde den ersten Strauß.
         Und bei der Sterne Kühle lernt ich,
               Aber das Nennbare nur. Und bei mir

Das wilde Feld entzaubernd, das traurge, zog
   Der Halbgott, Zevs Knecht, ein, der gerade Mann;
         Nun sitz ich still allein, von einer
               Stunde zur anderen, und Gestalten

Aus frischer Erd und Wolken der Liebe schafft,
   Weil Gift ist zwischen uns, mein Gedanke nun;
         Und ferne lausch ich hin, ob nicht ein
               Freundlicher Retter vielleicht mir komme.

Dann hör ich oft den Wagen des Donnerers
   Am Mittag, wenn er naht, der bekannteste,
         Wenn ihm das Haus bebt und der Boden
               Reiniget sich, und die Qual Echo wird.

Den Retter hör ich dann in der Nacht, ich hör
   Ihn tötend, den Befreier, und drunten voll
         Von üppgem Kraut, als in Gesichten,
               Schau ich die Erd, ein gewaltig Feuer;

Die Tage aber wechseln, wenn einer dann
   Zusiehet denen, lieblich und bös, ein Schmerz,
         Wenn einer zweigestalt ist, und es
               Kennet kein einziger nicht das Beste;

Das aber ist der Stachel des Gottes; nie
   Kann einer lieben göttliches Unrecht sonst.
         Einheimisch aber ist der Gott dann
               Angesichts da, und die Erd ist anders.

Tag! Tag! Nun wieder atmet ihr recht; nun trinkt,
   Ihr meiner Bäche Weiden! ein Augenlicht,
         Und rechte Stapfen gehn, und als ein
               Herrscher, mit Sporen, und bei dir selber

Örtlich, Irrstern des Tages, erscheinest du,
   Du auch, o Erde, friedliche Wieg, und du,
         Haus meiner Väter, die unstädtisch
               Sind, in den Wolken des Wilds, gegangen.

Nimm nun ein Roß, und harnische dich und nimm
   Den leichten Speer, o Knabe! Die Wahrsagung
         Zerreißt nicht, und umsonst nicht wartet,
               Bis sie erscheinet, Herakles Rückkehr.