Pierre-Louis Duport

* 04.19.1749 in Paris
† 07.09.1819 in Paris

Jean-Louis Duport war der jüngere von zwei Brüdern, die beide als Cellisten bekannt wurden; sein älterer Bruder war Jean-Pierre Duport (1741–1818).  Ihr gemeinsamer Lehrer war Martin Berteau, der als Begründer der französischen Celloschule gilt.

Duport machte seinen ersten größeren öffentlichen Auftritt beim Concert Spirituel in Paris um 1768.  Zu dieser Zeit war er bereits mit technischem Können und musikalischem Ausdruck aufgefallen. Er baute seine Karriere in Paris weiter aus, reiste aber auch ins Ausland. So trat er unter anderem in London auf.  Er war in musikalischen Kreisen anerkannt und wurde zum führenden Cellisten seiner Zeit in Frankreich.

Als die Französische Revolution ausbrach, verließ Duport Frankreich und begab sich nach Preußen, wo sein Bruder bereits am Hof tätig war.  In Berlin genoss er eine günstige Stellung und die Gunst des Königs Friedrich Wilhelm II., was ihm Einfluss und Kontakte einbrachte.

Während dieser Zeit war er eng mit führenden Musikern verbunden. So arbeitete er in Paris später – nach seiner Rückkehr – auch mit Beethoven zusammen: Beethoven widmete Duport seine beiden Cellosonaten Op. 5 und spielte sie mit ihm gemeinsam.

Im Jahr 1812 kehrte Jean-Louis Duport nach Paris zurück.  Dort traf er laut Überlieferung auf Napoleon, der, neugierig auf das von Duport genutzte Stradivari-Cello, es ausprobierte und dabei eine kleine Delle in das Instrument machte – eine Spur, die dem Instrument bis heute nachgesagt wird.  Der Legende nach soll Napoleon ausgerufen haben: »Wie zum Teufel, halten Sie das Ding, Monsieur Duport?«

In Paris wurde Duport später Mitglied der kaiserlichen Musik- und Hofkapelle und unterrichtete am Konservatorium von Paris zwischen etwa 1813 und 1815.

Jean-Louis Duport starb am 07.09.18189, knapp 9 Monate nach dem Tod seines Bruders Jean-Pierre Duports in Berlin.

Der Musiker komponierte eine Reihe von Werken für Cello, darunter »Sechs Cellokonzerte« aber auch Sonaten, Duos, Arien, Variationen und Nocturnes für Cello und Harfe oder andere Besetzungen. Die Études von Duport gelten bis heute als ein zentrales Standardwerk im Lehrrepertoire für Cellisten und haben die Spieltechnik des Instruments maßgeblich beeinflusst. Er war einer der ersten Cellisten, die systematisch Doppelgriffe und chromatische Skalen im Unterricht behandelten, und legte damit Grundlagen für die spätere Entwicklung der Cellotechnik.

Sein vielleicht nachhaltigste Beitrag ist jedoch das »Essai sur le doigté du violoncelle et sur la conduite de l’archet« (1806), ein Lehrwerk über Grifftechnik und Bogentechnik mit 21 Études für Solo­cello.

Außerdem blieb sein persönliches Instrument – ein Stradivari-Cello (Duport-Stradivarius), das später unter anderem von Franchomme und Rostropovich gespielt wurde – in der Musikgeschichte legendär.

Werke;

Werke mit Opus-Zahl

Cellokonzert Nr. 1 A-Dur, für Violoncello und Orchester Op. 1, 1785

Sechs Cellosonaten (ohne nähere Spezifikation in der Quelle).

6 Cellosonaten Op. 2

  1. D-Dur – Allegro · Adagio · MinuettoF-Dur
  2. Allegro · Andante · Allegretto
  3. g-Moll – Allegro · Menuet
  4. a-Moll – Allegro · Adagio · Allegro molto
  5. G-Dur – Allegro · Adagio · Presto
  6. D-Dur – Allegro · Adagio · Prestissimo.

6 Cellosonaten Op. 3

  1. D-Dur – Allegro · Adagio · Allegro
  2. D-Dur – Allegro · Adagio · Allegretto
  3. d-Moll – Allegro · Adagio · Allegro
  4. A-Dur – Allegro · Adagio · Rondeau
  5. B-Dur – Andante · Allegro · Andante (Variationen 1–2)
  6. D-Dur – Allegro · Adagio · Rondeau.

6 Sonaten für Violoncello und Bass (b.c./Klavier) Op. 4

Widmung an König Friedrich Wilhelm II. (Preußen), Erstdruck ca. 1795.

  1. D-Dur – Allegro · Adagio · Rondeau grazioso
  2. G-Dur – Allegro moderato · Adagio · Allegro assai
  3. A-Dur – Allegro · Adagio cantabile · Rondeau grazioso
  4. G-Dur – Allegro · Adagio · Rondo grazioso
  5. F-Dur – Allegro moderato · Adagio cantabile · Tempo di menuetto (Var.)
  6. D-Dur – Allegro · Adagio · Allegro assai.

3 Duos Op. 40

für 2 Violoncelli oder Violoncello & Harfe (1818).

3 Nocturnes Op. 69

für Harfe & Violoncello (auch Violine/Basson-Stimmen überliefert); Kollaboration mit N.-C. Bochsa; Verlage Dufaut & Dubois / Schonenberger (n. d.). Tonarten: Es-Dur, F-Dur, c-Moll.

3 Nocturnes Op. 70

für Harfe & Violoncello (Kollaboration mit N.-C. Bochsa).

Mélange de Thèmes nouveaux Op. 75

Potpourri für Harfe & Violoncello (oder Violine); mit N.-C. Bochsa; 9 Nummern. BnF-Exemplar überliefert.

Werke ohne Opuszahl:

Cellokonzerte

  • Nr. 2 G-Dur (≈1785).
  • Nr. 3 (≈1787; Tonart in den Quellen uneinheitlich/unklar).
  • Nr. 4 e-Moll – Allegro moderato · Romance · Rondeau; Fassung auch mit Streichern/pf. (arr.); ca. 1798/≈1801.
  • Nr. 5 D-Dur (≈1814).
  • Nr. 6 d-Moll (≈1815).

Sonaten, Duos, Nocturnes u. a.

  • 21 Etüden (mit optionalem 2. Cello) – Schluss-Teil des Traktats Essai sur le doigté du violoncelle et sur la conduite de l’archet (Paris: Imbault, 1806).
  • 3 Sonates faciles (C-, A-, F-Dur) für Cello & Basso/Klavier; Paris ca. 1814 (Trois sonates faciles…; Sieber fils). BnF/Commons Beleg vorhanden.
  • 3 Duos für 2 Violoncelli (1782).
  • 8 Airs mit Variationen für 2 Violoncelli (London: Longman, o. J.).
  • Airs variés (Variationen) für Violoncello & Orchester (Details variieren in den Katalogen).
  • Fantasie et Variations sur un thème de Rigel, für Violoncello & Klavier (≈1817).
  • Variations sur un thème de Desmoulins, für Violoncello & Klavier (o. J.).
  • Romance C-Dur, für Violoncello (oder Violine) & Klavier (1810/1812; spätere London-Ausgabe Latour ca. 1830 belegt).
  • Nouveau nocturne C-Dur, für Violoncello & Klavier (1818).
  • Duo concertant F-Dur, für Violoncello & Klavier (≈1825; wohl posthum publiziert).
  • Fantasie, für Violoncello (oder Violine) & Klavier (≈1817).

Zugeschriebene / unsichere Titel

  • 6 Violinsonaten (Amsterdam 1772, vn ? bc). Die Zuschreibung an J.-L. Duport erscheint in IMSLP, ist jedoch außerhalb dieser Liste wenig belegt; daher mit Vorbehalt.

 

Pädagogik / Traktat

  • Essai sur le doigté du violoncelle et sur la conduite de l’archet (Paris: Imbault, 1806). Französischer Text (175 S.)
    mit 21 Étuden; maßgebliches Lehrwerk der französischen Celloschule. Urtext-/Studienausgaben sind verbreitet (z. B. Bärenreiter).

Normdaten

VIAF: 64270936

GND: 100465692

LCCN: n86002055