Paride Zajotti

* 08.06.1792 in Trient
† 29.12.1843 in Triest

Paride Zajotti wurde am 08.06.1792 in Trient geboren. Er war der Sohn des Gastwirts Francesco Zajotti und dessen Gattin Anna Pedrotti.

Nach seiner Schulausbildung in Trient begann er 1811 auf Empfehlung des Präfekten Alessandro Agucchi in Bologna ein Jurastudium, das er 1813 abschloss.

Mit der Niederlage Napoleons und den Beschlüssen des Wiener Kongresses wurde die politische Landkarte Italiens grundlegend neu geordnet. Die unter französischer Herrschaft eingeführten Reformen und liberalen Verfassungen wichen einer strikten restaurativen Ordnung. So übernahm Österreich die direkte Herrschaft über das Königreich Lombardo-Venetien, das aus der ehemaligen Lombardei und Venetien gebildet wurde. Mittel- und Süditalien kehrten zu den alten Dynastien zurück. Die Bourbonen übernahmen in Neapel und Sizilien wieder die Herrschaft, während der Kirchenstaat das Papsttum unter Pius VII. wiederhergestellt wurde. Die Herzogtümer Parma, Modena und Toskana fielen an Nebenlinien des Hauses Habsburg.

Diese Neuordnung ging mit einer scharfen Überwachung politischer Aktivitäten, Pressezensur und Unterdrückung liberaler und nationaler Bewegungen einher. Geheimgesellschaften wie die »Carbonari« oder später die »Giovine Italia« wurden als Bedrohung angesehen. Österreich nutzte Polizei und Justiz gezielt zur Bekämpfung solcher oppositioneller Kräfte  – ein politisches Umfeld, in dem Paride Zajotti Karriere machen wird.

1815 legte er ein weiteres juristisches Examen an der Universität Pavia ab, um im österreichischen Staatsdienst arbeiten zu können.

Bereits im Jahre 1813 trat der Jurist in die provisorische Justizverwaltung von Trient ein, zunächst als Mitarbeiter des Generalstaatsanwalts Antonio Mazzetti. 1816 wurde er Zuhörer am Zivil- und Provinztribunal, 1817 Protokollführer in Lodi, und 1820 Rat im Senat von Verona, dem höchsten Gericht des lombardo-venetischen Königreichs. 1824 erfolgte seine Ernennung zum Rat am Kriminalgericht in Mailand und im folgenden Jahr stand seine Versetzung in das besondere Untersuchungsgericht für Staatsdelikte an.

Die »Giovine Italia« (Junges Italien) wurde 1831 von Giuseppe Mazzini in Marseille gegründet. Ihr Ziel war die Vereinigung der italienischen Staaten zu einer freien, unabhängigen und republikanischen Nation. Sie setzte auf geheime Organisation, politische Propaganda und die Vorbereitung von bewaffneten Aufständen.

Nach gescheiterten Aufständen – darunter 1833 in Savoyen und im Piemont – griffen die habsburgischen Behörden zu harten Repressionsmaßnahmen. Zajotti wurde nach seiner Versetzung nach Venedig im Jahre 1831 und erneut in Mailand, wohin er 1833 versetzt wurde, mit der Leitung politischer Prozesse gegen Mitglieder der »Giovine Italia« betraut.

Als Untersuchungsrichter sammelte er Beweise, vernahm Angeklagte und bereitete Urteile vor, die von langjährigen Haftstrafen über Verbannung bis hin zu Todesurteilen reichten. Sein Wirken stand im Einklang mit der Politik Clemens Wenzeslaus von Metternichs, der jede revolutionäre Bewegung unterdrücken wollte.

Neben seiner richterlichen Arbeit veröffentlichte Zajotti regelmäßig in der »Biblioteca Italiana«. 1824 rezensierte er Alessandro Manzonis Tragödie »Adelchi«. 1827 rezensierte er auch dessen Roman »I Promessi Sposi«, wobei er die Vermischung von Geschichte und Fiktion kritisierte und eine klassizistische Auffassung des historischen Romans vertrat. So schrieb er:

Was Renzo und Lucia widerfährt, scheint nur denjenigen das Hauptanliegen zu sein, die die üblichen Normen auf seinen Roman anwenden möchten. Doch bei genauerer Betrachtung wird sich zeigen, dass sein erstes Ziel darin besteht, den Verlauf der Zivilgesellschaft im Herzogtum Mailand zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu beschreiben.

Manzoni Manzoni lehnte in seiner Replik, die in der Zeitschrift »Indicatore Genovese« erschien, die Dichotomie seines Kritikers ab.

1834 publizierte er anonym die Schrift »Semplice Verità« als Antwort auf den französischen Publizisten Enrico Misley, der das österreichische Regime in Italien kritisch beurteilte.

1836 arbeitete Zajotti wieder in Venedig, ehe er im Jahre 1842 Präsident des Provinzialgerichts in Triest wurde.

Paride Zajotti starb am 29. Dezember 1843 in Triest im Alter von 51 Jahren. Seine Grabstätte ist unbekannt.

Der Jurist Zajotti war ein loyaler Vertreter der österreichischen Justiz in Norditalien, der juristische Kompetenz mit politischer Zuverlässigkeit verband. Sein Wirken zeigt exemplarisch die enge Verzahnung von Rechtspflege und politischer Kontrolle in der Restaurationszeit. Als Literaturkritiker hinterließ er zudem Spuren in den ästhetischen Debatten des frühen 19. Jahrhunderts.

Normdaten

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