An Herrn von D.,
der mir einen Kanarienvogel versprach.
Beraubt bin ich der besten Erdenfreuden,
Beraubt des schönen Anblicks der Natur,
Vergeblich grünt für mich Gebüsch und Weide,
Für mich malt Flora keine Flur.
Umsonst erglänzt der Sterne heller Flimmer
Und Luna mir mit ihrem milden Schimmer;
Ein undurchdringliches Gewölk verhüllt
Aurora selbst mit ihrem Rosenlichte;
Nacht deckt der Lieben lächelnde Gesichte,
Aus meinem Sinn verschwand ihr holdes Bild;
Dies alles, Freund! ward mir entrissen,
Und wär’ ich Fürst vom ganzen Weltgebiet,
So würd’ ich doch den Bettler neiden müssen,
Der Gottes Weltgebäude sieht.
Sag’, wäre fürstliches Gepränge,
Ein goldner Saal für mich ein Glück?
Ergötzte mich des Malers Meisterstück,
Und nützte mir der schönen Bücher Menge?
Ich würde Kron’ und Herrscherstab verschmähn
Und gern in einer niedern Klause leben,
Um, von dem Licht der Sonne mich umgeben,
Von holden Lieben angelacht zu sehn.
Doch, sollt’ ich nun die Vorsicht grausam nennen,
Kühn wider sie von Gram und Neid empört?
O Freund! so müsst’ ich nicht die Freuden kennen,
Die ihre Hand noch tröstend mir gewährt.
Noch hört mein Ohr die süßen Geigenklänge,
Die Rede, die von Freundes Lippen schallt,
Noch hör’ ich froh der Nachtigall Gesänge,
Den Jubel, der durch Gottes Schöpfung hallt.
Doch schweigen will ich von verstummten Chören,
Nur Sehnsucht wecken sie in meiner Brust;
Der alte Sänger, den ich mir zur Lust
Gefangen hielt, lässt mich kein Liedchen hören;
Jetzt werde, Freund! von Deiner Hand
Ein junger Sänger mir gesandt;
Wie süß wird mir sein Lied erklingen!
Er wird, wenn Boreas erbrüllt
Und die Natur mit Schrecken füllt,
Aus meinem Ohr die Schrecken singen,
Hoch will ich mich des kleinen Sängers freun,
Und öfter Dir zum Dank ein Liedchen weihn.