Sehnsucht

Oft besuch’ im Geist ich jene Stätte,
Wo die Freundin meiner Seele lebt,
Und in unsrer Freundschaft Blumenkette
Immer neue Blumen webt;

Wo Sie lebt und wirkt mit stiller Güte,
Die mich loben und mich tadeln darf,
Die auf meines innern Lebens Blüte
Oft so milde Strahlen warf;

Wo Ihr himmlisch süßes Wort, ertönet
Süß in Freuden, süßer noch im Schmerz;
Jenes Wort, wonach mein Ohr sich sehnet
Und noch mehr mein fühlend’ Herz.

Da möcht’ ich’s wie unter Blütenbäumen
Philomele, meine lange Nacht
Singend, sanft und still vorüber träumen,
Bis das Morgenrot erwacht.