Mut und Hoffnung

Dies kleine Lied ertönt zum Preise
Dem edelsten Geschwisterpaar,
Das auf der großen Lebensreise
Uns schirmt in Unglück und Gefahr.
Es ist ein Bruder, eine Schwester,
Aus einer hohem Region;
Sie halt’ ich fest und immer fester,
Als Kind umfingen sie mich schon.

Soll Dir ein großes Wert gelingen,
Die Siegespalme Dich umwehn
Nach Müh’ und Kampf, so muss beim Ringen
Er mächtig Dir zur Seite stehn.
Er macht den Schwächsten stark; der Knabe
Zeigt Männerkraft, steht er ihm bei;
Zum Jüngling wird der Greis am Stabe,
Bleibt er ihm in der Schwachheit treu.

Heil, Krieger, Dir! im Feld der Ehre
Von ihm entstammt, Du kämpfst als Held.
Heil Segler Dir! auf wüstem Meere,
Wenn er sich fromm zu Dir gesellt.
Heil Dir! wenn er Dich stärkt, o Jugend,
Im Kampfe mit der Leidenschaft,
Dann triumphieret Deine Tugend,
Dann erst wird Größe Deine Kraft.

Er führt, nur er, das schwere Ruder
Auf dieses Lebens Ozean;
Ermattet er, so lacht dem Bruder
Die Schwester neu belebend an,
Und lässt ihn nicht darnieder sinken,
Und zeigt ihm, wie noch nah’ und fern
Die freundlichsten Gestade winken.
Er halt sich und ermannt sich gern.

Uns mit dem Unglück zu versöhnen,
Ist der Beruf, den sie erfüllt;
Wie oft hat sie nicht unsre Tränen
Mit ihrem süßen Trost gestillt!
Sie zeigt uns Blumen in der Ferne,
Wenn in der Nähe keine blühn;
Enthüllt dem Blick die schönsten Sterne,
Wo noch so finstre Wolken ziehn.

Zwar nähret sie der Wünsche viele,
Die uns das Schicksal nicht gewährt;
Doch haben wir bei diesem Spiele
Der Täuschung manches leicht entbehrt;
Drum scheint es Dir auch oft, als triebe
Mit Deinen Wünschen sie nur Scherz:
O! weih’ ihr dennoch Deine Liebe,
Und sie beglückt gewiss Dein Herz.