Gedichte

Denkendorf und Maulbronn

An die Nachtigall

Dir flüstert's leise — Nachtigall! dir allein,
    Dir, süße Tränenweckerin! sagt es nur
          Die Saite. — Stellas wehmutsvoller
                Seufzer — er raubte mein Herz — dein Kehlchen —

Es klagte — o! es klagte — wie Stella ists.
    Starr sah ich hin beim Seufzer, wie, als dein Lied
          Am liebevollsten schlug, am schönsten
                Aus der melodischen Kehle strömte.

Dann sah ich auf, sah bebend, ob Stellas Blick
    Mir lächle — ach! ich suche dich, Nachtigall!
          Und du verbirgst dich. — Wem, o Stella!
                Seufztest du? Sangest du mir, du süße?

Doch nein! doch nein! ich will es ja nicht, dein Lied,
    Von ferne will ich lauschen — o! singe dann!
          Die Seele schläft — und plötzlich schlägt die
                Brust mir empor zum erhabnen Lorbeer.

O Stella! sag es! sag es! — ich bebe nicht! —
    Es tötete die Wonne, geliebt zu sein,
          Den Schwärmer. — Aber tränend will ich
                Deinen beglückten Geliebten segnen.