An meinen kranken Freund.
Lebt ich, o Freund, in jener alten,
Nun leider längst verfloßnen, Wunderzeit,
Da Wanderung in Thiergestalten
Mit dem Gefühl der vollen Menschlichkeit
Der Seele möglich war, wie uns Ovid erzählet,
Was meinst du wohl, was hätt' ich mir erwähnet)
Nicht das vieläugigte Gefieder
Von Juno's Pfau, des Vogelreiches Zier,
Die Kehle nicht für Zauberlieder,
Nicht Adlers Aug und Fittig wünscht' ich mir;
Nein! ich erköhre mir ungeschätzt und simpel
Zur zweyten Hüll' das Körperchen vom Gimpel.
Von Iris und Apoll vergessen,
Hat Aesculap ihm, wie die Sage geht,
Die schöne Gabe zugemessen,
Die manches Herz umsonst; vom Himmel fleht;
Die Gabe, andere von Schmerzen zu befreyen,
Will es sich selbst für sie zum Opfer weihen.
So, als befiederte Alceste,
Flog' ich zu Dir an's Fenster, sicherlich
Empfiengest du den Gast aufs Beste,
Er aber sög' dein Uebel still in sich.
Der Freandinn Herzen wär's die seligste der Freuden,
Statt nur mit dir, für dich, o Freund! zu leiden.