Armand-Marc de Montmorin-Saint-Hérem
* 13.10.1745 in Couipière
† 02.09.1794 in Paris

Armand Marc Graf de Montmorin-Saint-Hérem wurde am 13.10.1745 in Courpière, Frankreich, geboren. Er entstammte der jüngeren Linie einer angesehenen Adelsfamilie aus der Auvergne. Sein Vater, Armand Gabriel de Montmorin- Saint-Hérem, war Kapitän im Regiment von Noailles und Generalleutnant des Königs in der Regierung von Verdun. Seine Mutter, Catherine Marie Le Gendre de Collandres, war die Dame der Chatellenie von Gaillefontaine.
Montmorins politische Karriere begann als Botschafter am Hofe des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzel von Sachsen, der ein Onkel des französischen Königs Louis XVI. mütterlicherseits war. Von 1778 bis 1784 wurde er an den spanischen Hof gesandt, wo er erfolgreich Spaniens Eintritt in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Seite Frankreichs und der nordamerikanischen aufständischen Kolonien verhandelte. Es gelang ihm mit Ausdauer, die Zurückhaltung des spanischen Königs Karl III. sowie dessen Regierung unter der Führung Sonoras aufzulösen, schließlich sorgte man sich um ein Übergreifen der Unabhängigkeitsbestrebungen auf die spanischen Kolonien. Am 12.04.1779 konnte der Diplomat in Aranjuez den Bündnisvertrag schließen.
Ab 1784 übernahm er auf Wunsch Calonnes, des Generalkontrolleurs der Finanzen, die Aufgaben des Marquis Henri Joseph Bouchard d'Esparbès de Lussan d'Aubeterre (1714-1788) als Oberbefehlshaber der Bretagne.
Am 12.02.1787 wurde Montmorin zum Außenminister durch König Louis XVI. ernannt und trat die Nachfolge des Verstorbenen Charles Gravier, comte de Vergennes, an. Zwischen dem 25.08. und 24.12.1784 führte er interimsmäßig noch die Geschäfte des Marineministers, während sich César Henri de La Luzerne auf dem Rückweg von Saint Domingue war.
Er war ein enger Verbündeter von Jacques Necker, dem Finanzminister, und unterstützte dessen Politik am Hofe. Montmorins Amtszeit als Außenminister war geprägt von seinen Bemühungen, während der frühen Phasen der Französischen Revolution Stabilität zu bewahren. Er wurde im Juli 1789 kurzzeitig entlassen, aber nach dem Sturm auf die Bastille wieder eingesetzt.
Montmorins politische Ideen und Vorhaben waren stark von der Aufklärung und den Ideen von Jacques Necker beeinflusst. Er setzte sich für Reformen ein, die die Macht des Königs einschränken und die Rechte der Bürger stärken sollte. Er war auch ein Befürworter der konstitutionellen Monarchie und versuchte, einen Mittelweg zwischen den radikalen Revolutionären und den konservativen Royalisten zu finden. Seine politischen Ideen wurden von den Schriften von Philosophen wie Montesquieu und Voltaire beeinflusst, die für eine gerechtere und aufgeklärtere Gesellschaft plädierten.
Seine Beziehung zu Mirabeau war komplex. Erstmals trat Mirabeau im Dezember 1788 an ihn heran, um neue Generalstände zu schaffen, die der französischen Monarchie eine Verfassung nach englischem Vorbild geben sollten. Montmorin war zunächst durch seine Angriffe auf die Wirtschafts- und sowie der Veröffentlichung der »Historie secemono de la cour de Berlin« beleidigt und verweigerte deren Entgegennahme. Montmorin konnte zu jener Zeit als gemäßigter Monarchist gelten, der sich bewusst war, dass es Reformen bedarf, um die Monarchie zu retten. Der Comte de la Marck versuchte, während er Revolution die Verbindung zwischen beiden Männern herzustellen und beide fanden sich in verschiedenen politischen Fragen gar nicht weit auseinander. Schließlich hatte Montmorin nicht mehr die Kraft eigenständige politische Entscheidungen zu treffen, ohne sie vorher mit Mirabeau zu beraten.
Marck und Mirabeau waren sich der Schwäche des Ministers bewusst. Nach dem Tod Mirabeaus im April 1791 und der Flucht der königlichen Familie nach Varemmes im Juni 1791 - die ohne sein Wissen stattfand - schwand sein Einfluss am Hofe deutlich.
Trotz seines Rücktritts am 29.11.1791 beriet der ehemalige Außenminister weiterhin König Louis XVI. und blieb einer seiner engsten Vertrauten. Er wurde in das sogenannte »Österreichische Komitee«, wie es von revolutionären Kreisen genannt wurde, verwickelt. Es war eine Gruppe von Royalisten, die beschuldigt wurden, mit ausländischen Mächten zu konspirieren. Im Juni 1792 wurden Montmorins Papiere beschlagnahmt, aber es wurde keine belastenden Beweise gefunden.
Nach dem Sturz der Monarchie wurde er, nach einer gescheiteren Flucht, verhaftet und im September 1792 in der Abtei-Gefängnis in Paris gebracht und während der Septembermassaker am 02.09.1792 im Alter von 46 Jahren getötet
Montmorins Politik hatte erhebliche Auswirkungen auf die Reaktionen ausländischer Mächte, insbesondere Österreichs und Preußens. Seine Bemühungen, die französische Außenpolitik zu stabilisieren und die Monarchie zu erhalten, wurden von diesen Ländern genau beobachtet.
Österreich und Preußen waren besorgt über die revolutionären Entwicklungen in Frankreich und die möglichen Auswirkungen auf ihre eigenen Monarchien. Seine Versuche, diplomatische Beziehungen zu pflegen und die revolutionären Tendenzen einzudämmen, stießen auf gemischte Reaktionen. Während einige seiner Bemühungen als positiv angesehen wurden, betrachteten andere ihn als zu nachgiebig gegenüber den revolutionären Kräften.
Armand Marc de Montmorin de Saint-Hérem ging am 27.08.1763 die Ehe mit seiner Cousine Françoise de Tane, Tochter des Grafen Antoine de Tane und der Marie Louise Alexandrine de Montmorin, ein. Aus der ehe stammen vier Söhne und zwei Töchter. Der Sohn Hughes Calixte de Montmorin (1772-1794) war Offizier der Jägertruppe und wurde am 10.05.1794 zusammen mit seiner Mutter guillotiniert. Der Sohn Guy de Montmorin starb im Jahre 1796 bei einem Umfall auf der Insel Bourbon, dem heutigen Überseegebiet Reunion. Die Tochter Victoire Marie-Françoise war die Hofdame von Madame Victoire, Tochter Louis XV. und Tante von Louis XVI., heiratete 1784 César Guillaume, comte de la Luzerne, Sohn des Kriegsministers, und war später die Geliebte von Charles-Michel de Trudaine. Der Guillotine entkam sie wegen Wahnsinns. Ihre Schwester Marie Michelle Françoise Pauline heiratete 1786 Christophe François de Beaumont d'Autl und wurde nach der Trennung die Geliebte von Chateaubriand, die im Jahre 1803 an Tuberkolose verstarb.
Normdaten
VIAF: 56640244
GND: 117601012
LCCN: no91011293