Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg
* 17.07.1729 auf Schloss Brünninghausen bei Dortmund
† 21.05.1809 in Berlin
Friedrich Gisbert Wilhelm Freiherr von Romberg wurde am 17. 07.1729 auf Schloss Brünninghausen bei Dortmund geboren. Er entstammte dem westfälischen Adelsgeschlecht von Romberg, das sich im 15. Jahrhundert im Herzogtum Westfalen beheimatet ist. Sein Vater, Conrad Stefan von Romberg, war Drost von Hörde und Lünen, während seine Mutter, Maria Christine von Bottlenberg genannt Kessel zu Caspersbroich, aus einem benachbarten rheinischen Adelsgeschlecht stammte.
Sein älterer Bruder, Wolfgang Caspar Adolf von Romberg, wurde als montanindustrieller Unternehmer bekannt und war Mitbegründer der märkischen Eisenindustrie. Die Familie war durch Besitz und Heiratsverbindungen tief in den preußischen und rheinisch-westfälischen Hochadel eingebunden.
Friedrich Gisbert von Romberg entschied sich für eine militärische Laufbahn, so trat er im Jahre 1746 als Gefreitenkorporal in das Infanterieregiment »Graf Wied« (Nr. 41) der preußischen Armee ein. Während des Siebenjährigen Krieges nahm er an mehreren Feldzügen teil und wurde am 18.06.1757 in der Schlacht bei Kolín schwer verwundet. Dort erwarb er sich einen Ruf als tapferer und gewissenhafter Offizier.
Nach verschiedenen Stationen wurde er 1773 zum Kommandeur des III. stehenden Grenadierbataillons ernannt und erhielt 1774 den militärischen Verdienstorden Pour le Mérite. Die Beförderung zum Obersten und die Übernahme des Infanterieregiments »von Wolffersdorff« erfolgte 1780. Im Jahre 1787 avancierte Romberg zum Generalmajor.
Im folgenden Jahr wurde er Inhaber des frei gewordenen Infanterieregiments Nr. 10, dessen Inhaber der verstorbene Generalmajor Friedrich Wilhelm Siegmund von der Marwitz war. Im Jahre 1799 übergab er die Inhaberschaft an dem Regiment an Wilhelm Albrecht von Burghagen. Das Regiment war in der Grafschaft Ravensberg stationiert und lag in Herford und Bielefeld in Garnison.
Für seine treuen Dienste wurde ihm 1792 der Rote Adlerorden verliehen. Zwei Jahre später wurde er zum Generalleutnant befördert.
Im Jahre 1799 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm III. zum Gouverneur der Festung Stettin. Dieser Posten war für altgediente Offiziere gedacht und sollte Romberg, inzwischen 70 Jahre alt, eine ehrenvolle Ruhestellung bieten.
In dieser Funktion hatte er vor allem Verwaltungs- und Repräsentationspflichten. Ein aktiver Einsatz während der Koalitionskriege ist für diese Zeit nicht belegt. Weder im Ersten noch im Zweiten Koalitionskrieg ist der General in Quellen als Feldkommandeur nachweisbar. Seine Rolle beschränkte sich auf garnisonäre Pflichten.
Die Festung Stettin gehörte zu den wichtigsten preußischen Verteidigungsanlagen in Pommern. Ihre strategische Lage am Unterlauf der Oder machte sie zu einem militärischen Schlüsselpunkt zur Sicherung der Verbindungen zwischen Berlin und der Ostsee. Der Ausbau zur Festung erfolgte bereits unter schwedischer Herrschaft und wurde unter Friedrich Wilhelm I. zu einem modernen, bastionierten Festungssystem mit neun Bastionen und mehreren Außenwerken erweitert.
Im Jahr 1806 war Stettin mit über 5.300 Mann Besatzung, 281 Geschützen sowie erheblichen Vorräten gut auf einen möglichen Angriff vorbereitet. Im Zuge des Vierten Koalitionskriegs und nach der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt am 14.10.1806 zogen sich versprengte Einheiten der preußischen Armee ostwärts zurück.
General Antoine Charles Louis Lasalle, ein französischer Kavallerieoffizier, erschien am 29. Oktober 1806 mit lediglich 800 Husaren und zwei Kanonen vor den Toren von Stettin. Lasalle täuschte ein großes französisches Korps unter Jean Lannes vor, forderte die bedingungslose Übergabe der Festung und drohte mit Plünderung. Romberg ließ sich durch diese Täuschung und die allgemeine Unsicherheit über die strategische Lage einschüchtern. In einem Kriegsrat, an dem auch Generalmajor Knobelsdorff, dem Kommandanten der Festung, und Oberst Bonaventura von Rauch, als Vizekommandant und Kommandant des Forts Preußen, teilnahmen, entschied man sich zur Kapitulation. Am 30.10.1806 marschierten Lasalles Husaren ohne einen einzigen Schuss in die Festung ein und nahmen die gesamte preußische Besatzung von über 5.300 Mann gefangen, die französischen Truppen erbeuteten 281 Kanonen sowie große Mengen an Waffen, Munition und Vorräten.
Die kampflose Übergabe wurde in Preußen als nationale Schmach empfunden. Zeitgenössische und spätere Militärhistoriker bezeichneten die Übergabe als Symbol des moralischen Zusammenbruchs der alten preußischen Armee. Napoleon hingegen lobte Lasalle für seine Dreistigkeit, mit »nichts als einer Kavalleriepatrouille eine Festung einzunehmen«.
Der preußische König Friedrich Wilhelm III. kassierte bereits mit dem »Ortelsburger Publicandum« (hier) vom 01.12.1806 den in Ungnade gefallenen General. Im Jahre 1809 musste er sich vor einem preußischen Kriegsgericht wegen pflichtwidriger Übergabe der Festung Stettin verantworten. Das Urteil lautete auf lebenslanger Festungshaft. Aufgrund seines Alters und schlechten Gesundheitszustands wurde die Strafe jedoch nicht vollstreckt.
Romberg heiratete Eleonore von Krosigk (1760–1829), die Tochter des Oberhofmeisters Anton Friedrich von Krosigk und dessen Ehefrau Helene von Alvensleben. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Der spätere preußische Oberst Alexander Wilhelm Heinrich Conrad Anton von Romberg wurde Kommandeur des 2. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 11. Der Sohn Wilhelm Gisbert Konrad Ludwig Philipp Ferdinand von Romberg war der Vater des späteren Reichstagsabgeordneten Max von Romberg.
General Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg starb am 21. Mai 1809 in Berlin wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag. Es ist fraglich, ob der kassierte General seine letzte Ruhestätte auf einem der Berliner Militärfriedhöfe fand.